Autor: admin

Erwerbung von Kinder- und Jugendliteratur

Die Suche nach Kinder- und Jugendbüchern, die nicht vollgepackt sind mit Geschlechterklischees, Othering, verstecktem Rassismus und ähnlich problematischen Themen ist nicht einfach.  

Es gibt mittlerweile viele Buchblogger*innen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben Bücher zu präsentieren, die eine große Varianz an Menschen präsentieren, ohne Klischees und inklusiv. 

Ich habe hier einige zusammengestellt, mit allen Auftritten die ich so finden konnte. Wer noch Ergänzungen für die Liste hat, kann sie gern in die Kommentare schreiben. 

Name Website Instagram 
Queerlesen  (für alle Altersgruppen) www.goodreads.com/queerlesen queerlesen 
My PoC Bookshelf (alle Altersgruppen)  my.poc.bookshelf.de 
Diversity now  diversity.now 
kleinerleser  kleinerleser 
Fachstelle Kinderwelten https://situationsansatz.de/fachstelle-kinderwelten/ fs _kinderwelten 
Buchlesekind – klischeefrei vorlesen  buchlesekind 
Afrokids Germany www.afrokidsgermany.de afrokids_germany 
Diverse Kinderbücher buuu.ch Buuu.ch 
Vielfalt im Kinderzimmer www.vielfaltimkinderzimmer.net vielfalt_im_kinderzimmer 
Buchwegweiser buchwegweiser.com buchwegweiser 
Feministischer Jugendbuchclub  lies_dich_feministisch 

Sitzt du noch, oder ist es schon unbequem?

Content Note: Fettfeindlichkeit, Körpernorm, Fatshaming, Gewicht


Ich bin selbst eine mehrgewichtige Person, daher kann ich hier quasi aus eigener Erfahrung schreiben. Ich möchte aber auch darauf hinweisen, dass ich mir nicht anmaßen will, für allen dicken/fetten Menschen zu sprechen. Falls sich jemand am Wort „fett“ stört, macht euch klar, dass „fett“ nur eine Beleidigung ist, weil es von vielen Menschen als solche verwendet wird. Viele Aktivist*innen nutzen es gezielt zur Selbstbeschreibung, um so das Wort zurückzugewinnen und die negative Bedeutung zu entkräften.

Wahrscheinlich macht man sich um dieses Thema wenig Gedanken bzw. nicht unter dem Aspekt den ich hier ansprechen will. Es soll hier nicht um die Gesundheitsgefahren von zu viel sitzen gehen. Hier geht es darum, dass nicht alle Stühle für alle Menschen geeignet sind bezogen auf Körpergewicht und -umfang. Es geht darum, dass Bibliotheken, sicher ohne böse Absicht, Menschen diskriminieren, die dick/fett sind.

Vermutlich gehen die meisten von euch in ein Café und suchen sich den schönsten Sitzplatz aus. Ich gehe in ein Café und suche den Sitzplatz, der Stühle ohne Armlehnen hat. Wenn das Café eine Mischung aus Stühlen bietet, wähle ich immer den ohne Armlehnen.

Und was hat das mit Bibliotheken zu tun? Auch wir bieten Sitzgelegenheiten an. Ich erinnere mich noch an eine Abstimmung der Stadtbibliothek Erlangen, die neue Stühle anschaffen wollte. Eine wilde Mischung, mit und ohne Armlehnen. Die Kommentator*innen wollten vor allem Stühle mit Armlehnen, weil es zum Lesen bequemer ist. Eine weiblich gelesene Nutzerin hat aber auch auf die Problematik hingewiesen, dass sie in die Stühle mit Armlehne vielleicht gar nicht reinpasst und plädierte dafür an Menschen zu denken, die nicht der gängigen Körpernorm entsprechen. In dem Fall ist es quasi gut ausgegangen, es wurden von der Stadtbibliothek Erlangen verschiedene Modelle gekauft, um möglichst allen Forderungen gerecht zu werden.

Ich würde dieses Vorgehen allen Bibliotheken empfehlen, die über neue Möblierung nachdenken (verschiedene Modelle, die Abstimmung in den sozialen Medien wäre nur optional). Kauft Stühle für alle, mit und ohne Armlehne.

Das gilt übrigens nicht nur für Stühle im Publikumsbereich. Auch Besucher*innenstühle bei Vorstellungsgesprächen, im Büro und natürlich die Mitarbeiter*innenstühle sollten von vornherein für eine große Bandbreite an Gewichtsklassen ausgelegt sein.
Natürlich kann man sagen, die Person kann nach einem anderen Stuhl fragen. Können ja, aber es wäre für die Person sehr demütigend. Denn wahrscheinlich wird die Rückfrage kommen, was mit dem Stuhl nicht passt. Und wer möchte schon sagen, dass man Angst hat nicht reinzupassen?

Ich habe hier nur einen sehr kleinen Teil von Fatshaming angerissen, aber es ist auch einer der Teile bei dem verhältnismäßig schnell und einfach Abhilfe geschaffen werden kann.

Kleine Aufgabe daher: durch die Bibliothek gehen und die eigene Möblierung mal kritisch betrachten. (Solltet ihre mehrgewichtige Kolleg*innen haben, fragt sie NICHT, ob sie mal testen können, inwiefern ein Stuhl noch okay ist oder nicht.)

Buchtipp: Wie erkläre ich Kindern Rassismus?

  • Titel: Wie erkläre ich Kindern Rassismus?
  • Illustrator*in: Le Hong
  • Verlag: Familiar faces
  • 53 Seiten, Illustrationen
  • ISBN: 978-3-00-068072-4
  • Preis: 12,90€

Es handelt sich hier um einen kurzen Leitfaden, er beruht auf einem WikiHow namens: How to explain racism to a child. Er wendet sich vor allem an Eltern, aber auch alle Interessierten. Es gibt allgemeine Informationen zu Rassismus, Handlungsvorschläge für die verschiedenen Altersgruppen (vom Kind bis zum Teenager) und Tipps für ein diverses Kinderzimmer. Im Buch finden sich QR-Codes welche auf die Seite von familiar faces führen. Dort gibt es dann noch ergänzende Informationen zum Kapitel.

Selbst wenn man als erwachsene Person schon viel über Rassismus weiß, wissen wir doch häufig nicht, wie man Kinderfragen beantworten soll. Wie reagiert man richtig, wenn man mit dem Kind Rassismus in der Öffentlichkeit erlebt? Was macht man, wenn das Kind/der Teenie mit rassistischen Worten nach Hause kommt? Hier findet ihr auf jeden Fall Hilfe bei diesen Fragen.

Es gibt fünf Kapitel:

1 Verstehe das System Rassismus
2 Gib (deinen) Kindern von klein auf eine Basis
3 Wie du Rassismus mit Kindern im Grundschulalter besprichst
4 Wie du mit Teenagern und Pre-Teens über Rassismus sprichst
5 Hilf (deinen) Kindern auf rassistische Handlungen zu reagieren

Am Ende des Buches findet sich noch ein Glossar mit wichtigen Begriffen.

Ich empfehle das Buch allen die mit Kindern/Jugendlichen arbeiten bzw. einfach auch Kinder haben und manchmal nicht wissen, wie sie richtig reagieren/antworten/erklären sollen.

Man kann es direkt bei familiar faces bestellen oder dort kostenfrei anschauen.

Willkommen

Wo fang ich an?
Meine Name ist Steffi Hotze, man kennt mich vielleicht von meinem Twitter-Account @DiplBibl.
Ich beschäftige mich schon länger mit dem Thema Feminismus. Über diverse Instagram-Accounts kamen noch mehr Themen hinzu: (Anti-)Rassismus, Ableismus, Klassismus und bestimmt noch ein paar andere -ismen.

Beim letzten Online-Bibcamp kam das Thema auf, ob man Bücher kennzeichnen sollte, die Begriffe wie das N-Wort noch verwenden. Aus dieser Debatte entwickelte sich die Idee für dieses Projekt. Nicht zuletzt auf Grund eines Hinweises einer Teilnehmerin (leider weiß ich nicht mehr, wer es war).

So startet ich vor kurzer Zeit den Twitter-Account:
How to: Diversität für Bibliotheken

Das Thema Diversität findet natürlich bereits in Bibliotheken statt. Aber das Gebiet ist riesig. Ich bin auch bei weitem keine Expertin, vielleicht eine gute belesene Laiin.

Ich sehe das als ein Projekt die Themen rund um Diversität in die Bibliotheken zu bringen. Inwiefern ich hier fertige Konzepte zur Verfügung stellen kann oder will, weiß ich noch nicht.

In erster Linie möchte ich Quellen zu den Themen geben. Denkanstöße. Ich würde mich auch freuen, wenn andere hier Gastbeiträge liefern. Ich möchte auch eine Fortbildung zum Thema Rassismus anbieten, vor allem in Hinblick auf den eigenen internalisierten Rassismus.

Es soll Buchbesprechungen/-empfehlungen geben. Anklicktipps laufen wahrscheinlich noch eher über Twitter. Es ist alles noch am Anfang, aber ich freue mich, dass das Projekt schon auf Twitter Anklang gefunden hat.

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